GETRÄNK DER HIMMELFEE (Code 888) - Shan Yao
weitere Informationen Auf dem Gebiet des Reichs der Mitte kam es seit Menschengedenken zu häufigen Kämpfen zwischen einzelnen Krieg führenden Staaten. Und einmal passierte es, dass zwei Königreiche hart aneinandergerieten, damit in der letzten der langen Reihe von Schlachten das stärkere Heer siege. Alle überlebenden Soldaten des besiegten Königreichs flüchteten auf einen hohen Berg, um sich hier vor ihren Verfolgern zu verbergen. In Kürze kam jedoch das Siegesheer, belagerte den Berg, und alle Zutrittswege wurden undurchlässig geschlossen. Um nicht in die steilen Höhen klettern und ihr Leben riskieren zu müssen, entschieden sich die Soldaten in Ruhe abzuwarten, bis die besiegten Gegner sich selbst ergeben oder an Hunger und Erschöpfung sterben. Mit dem Bewusstsein, dass es keine anderen Möglichkeiten zwischen Erde und dem Himmel gibt, genossen sie das Leben am fruchtbaren Fuß des Berges. Ein Jahr später stellten die überraschten Belagerer fest, dass kein einziger der Zwangsbewohner des Berges sich ergab. Wie es schien, hatten die Soldaten auf dem Berg lieber den Hungertod gewählt, als die Waffen zu strecken. In einer mondlosen Nacht strömte jedoch die unaufhaltsame Welle der Chak Kämpfer wie ein Blitz aus heiterem Himmel herbei und durchbrach nicht nur die schlampige Belagerung, sondern bereitete den zahlreichen Feinden auch eine vernichtende Niederlage.
Wie war es möglich, dass sie dieses große Leiden ohne Essen auf dem Berg überlebt hatten? Die ursprünglichen Lebensmittelvorräte waren schnell aufgebraucht. Sie begannen daher intensiv zu suchen, womit sie ihre hungrigen Bäuche füllen könnten. An den Berghängen fanden sie dichte bewachsene Felder mit einer unbekannten Pflanze mit großen Wurzeln. Es blieb nichts anderes übrig, und daher kochten sie die Wurzeln und aßen sie, und ihre Pferde ließen sie alle oberirdische Teile dieser Pflanze abgrasen. Aus der Not wurde eine Tugend – die Wurzel war nicht nur lecker, sondern sie hatte auch heilende Wirkung auf die verletzten Soldaten, und allesamt schienen körperlich, und infolge dessen auch geistig gestärkt zu sein. Sie nannten die Wurzel daher shan yao, das heißt „Bergmedikament“.
Sie pflückten eine große Menge dieses Krauts und kehrten glücklich nach Hause zurück. Es dauerte jedoch nicht lange, da mussten sie wieder ins Gebirge gehen – diesmal um die Hausvorräte dieser außergewöhnlichen Bergmedizin zu ergänzen. Noch mehr als bei den Soldaten war sie nämlich bei ihren Frauen und sonstigen Verwandten populär. Diese begannen einen ausgiebigen Extrakt aus der Wurzel zuzubereiten, den sie regelmäßig tranken, da sie feststellten, dass dadurch verschiedene Schmerzen und Leiden aus dem Körper herausgeschwemmt werden. „Als ob uns die himmlische Fee selbst berühren würde“, behaupteten sie über die Wirkung. Davon wurde auch der Name unseres Getränks abgeleitet.
Heute hat sich das Schlachtfeld verschoben und wir haben mit hormonellem Ungleichgewicht, chemischen Stoffen und vielen anderen Verunreinigungen buchstäblich auf jedem Schritt zu kämpfen. Wir sind oft weit entfernt von der richtigen Lebensweise und der reinen Natur. Was können wir tun? Einen Rat finden wir auch auf dem europäischen Kontinent beim Schriftsteller J. R. R. Tolkien: „Es liegt nicht in unserer Macht, alle Wenden der Welt zu meistern… darüber haben wir nicht zu befinden. Entscheiden können wir nur, was wir mit unserer Zeit, die uns gegeben ist, anfangen.“
Aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin verstärkt Shan Yao (Dioscoreae oppositae tuber) Milz, ernährt Yin des Magens und der Lungen und verstärkt Qi der Lungen. Dieses Kraut ist beispielsweise Bestandteil des Kräutergetränks Getränk der Himmelfee (Code 888).
In der modernen Medizin wird es bei jeglichen Menstruationsbeschwerden genutzt.
Nähere Informationen über die traditionelle chinesische Medizin entnehmen Sie den Büchern Auf der Welle der chinesischen Medizin (2002) und Von der Quelle der chinesischen Medizin (2007).
MUDr. Petr Hoffmann